Die Krone unseres MenschSeins ist die Schöpferkraft. Das ist die reine Glaubenskraft, die überwuchert und überlagert ist von der Denkkraft des Verstandes. Das Denken kann manipuliert werden. Es kann verführt werden. Es kann korrumpiert werden. Und damit kann auch die Schöpferkraft missbraucht werden. Bob Marley sagte sinngemäß: “You can fool people some time. But you can not fool all the people all the time.”
Der Missbrauch der Schöpferkraft hat also ein natürliches Ende, das jetzt erreicht ist. Nur leider sind wir als Kollektiv aufgrund der langen Zeit des Missbrauchs kontaminiert mit Angst. Kontaminiert mit der Angst vor dem Verlust des Habens, insbesondere des Geldes. Das ist das Nadelöhr durch das wir jetzt hindurch müssen. Durch das der Reiche nicht hindurch kommt, weil er sein Geld nicht verlieren will.
Als Kollektiv glauben wir an das Geld. Wir glauben an die Freiheit durch das Geld. Was hat dieser Glaube an das Geld aus uns gemacht? Heuschrecken, die alles kahl und leer fressen, bis sie sich am Ende gegenseitig auffressen. Es ist nicht das Geld, das von Übel ist. Es ist der Glaube an das Geld. Es ist der Glaube an die Freiheit durch das Geld worin sich der Segen in einen Fluch verwandelt, weil in dem Irr-Glauben das FreiSein der Natur verraten ist.
Solange der Mensch sich von der Wahrheit getrennt denkt und getrennt glaubt, muss er Wege und Methoden erfinden, um sich mit der Wahrheit verbunden zu denken und verbunden zu glauben. Doch beides ist nur eine Illusion, denn die Wahrheit IST was sie ist, nämlich unverbunden und ungetrennt. Synonyme für Wahrheit sind “Gott”, das Absolute, das (ICH)SELBST, das Formlose, Gestaltlose, Zeitlose, Namenlose. Oder auch die Liebe, die IST. Nein, nicht die Liebe wie sie erSCHEINT. Es ist die Liebe, die IST. Früher wurden Menschen getötet, wenn sie sich als Wahrheit (an)erkannten. Heute ist es umgekehrt. Wer sich nicht als Wahrheit weiß, stirbt mit der alten Welt. Anders ausgedrückt:
Es ist unsere innewohnende Schöpferkraft, die wir nicht (mehr) schätzen und all so nicht (mehr) nutzen. Und weil wir sie nicht (mehr) nutzen, nutzt sie ein Anderer; benutzt uns ein Anderer (Schwarzmagier), damit wir für ihn das glauben, was er sich als Realität erwünscht. Denn Schöpferkraft ist Glaubenskraft und Glaubenskraft erschafft Realitäten. Allen voran sind es die Religionen, die unsere Glaubenskraft missbrauchen. Warum? Weil sie ausnahmslos alle auf der Angst aufbauen. Doch ist Angst kompatibel mit der Liebe, die IST? Nein, ist sie nicht. Woher dann kommen die Religionen und wohin führen sie?
Es gibt sie nicht, die Hölle. Es gibt sie als mentaler Zustand, wie er sich in der Welt wieder spiegelt. Es gibt sie aber nicht als Entität der Existenz, so wie es der Glaube des Westens ist. Und es gibt es nicht, das Rad der Wiedergeburt. Nicht als Entität der Existenz, so wie es der Glaube des Ostens ist. Es gibt nur die Liebe, die IST. Sie ist die einzig wirkliche Magie. Alles andere ist nur Schall und Rauch. Nur Vergänglichkeit im Kommen und Gehen. Nur Endlichkeit im Entstehen und Vergehen.
Darum glaube nur noch an die Liebe, die IST. Das sollte deine Entscheidung sein, für jetzt und alle Zeit. Und die Liebe weiß, unter welchen Umständen du deine Entscheidung triffst. Und die Liebe weiß, wie sehr du unter deinen falschen Entscheidungen gelitten hast. Und die Liebe weiß, wie sehr du deine Angst genährt hast. Und die Liebe war immer da. Und die Liebe weiß, dass deine Entscheidung jetzt für sie unumstößlich ist. Deine Entscheidung ist wie der freie Fall aus der höchsten Höhe in die unendliche Tiefe und Weite deines reinen Seins. Das ist der Zustand der freien Natur, wie sie Liebe ist, die IST.
Ah, da fällt mir eine Anekdote dazu ein. Es war zu einer Zeit, als ich noch das Gymnasium besuchte. Es gab da in unserer Klasse einen jungen Mann namens Hans Peter Kummer (der Name ist verändert), der mit seinen neun Geschwistern am Rande der Stadt in dem alten Bahnhofshaus außerhalb der Stadt wohnte. Eines Tages überreichte jener junge Mann mir und drei oder vier anderen Kameraden aus der Klasse einen Briefumschlag. Darin war eine Einladung für ein „geheimes“ Treffen bei ihm zu Hause. Wir wunderten uns sehr darüber und tauschten natürlich auch unsere Gedanken dazu aus. „Wahrscheinlich hat er einen Plattenvertrag bekommen und er will das mit uns feiern“, zu dieser Schlussfolgerung kamen wir am Ende unserer Diskussionen, denn unser Hans Peter Kummer war ein begnadeter Gitarrenspieler und besuchte oft irgendwelche Talent-Wettbewerbe landesweit. Nun denn, der Tag X nahte und wir klingelten an die Tür des alten Bahnhofshauses. Hans Peter Kummer öffnete die Tür und bat uns in sein Zimmer hinein. Dort war es kuschelig warm, das Licht war gedämmt und auf dem Boden flackerte ein großes Kerzenlicht. Hans Peter Kummer bat uns Platz zu nehmen. Er hatte weiche Sitzkissen auf dem Boden in einer Kreisform ausliegen, auf die wir uns setzten. Danach tratschten wir ein wenig über diese und jenes, bevor dann Hans Peter Kummer einen Zettel aus der Tasche holte, um Stille bat und uns die Geschichte vom Pelzstück’chen vorlas. Ich weiß nicht, ob du diese Geschichte kennst? Sie ist ein „alter Zopf“, doch ich hörte sie damals das erste Mal:
Es ging um ein Völk’chen irgendwo in den Bergen Südtirols, das sich innere wie auch äußere Wärme dadurch verschaffte, dass es kleine Pelzstück’chen verschenkte. Wann immer jemand am Hause vorbei kam, wann immer jemand auf der Straße getroffen wurde, wann immer sich ein Gast in das Dorf verirrte, dann wurden kleine Pelzstück’chen überreicht. Und seltsamerweise wurden die Pelzstück’chen dadurch nicht weniger. Im Gegenteil. Der Vorrat im Keller des Rathauses füllte sich jedes Mal neu voll, wenn ein Pelzstück’chen weggegeben wurde. Wie von Zauberhand erschienen für jedes weggegebene Pelzstück’chen zehn neuen Pelzstück’chen.
Dieses Geheimnis bewahrten die Dorfbewohner allerdings für sich. Niemand wusste davon. Außer eben die Einheimischen. Eines Tages kam ein griesgrämiger alter Mann in das Dorf. Wie er das Pelzstück’chen in die Hand gedrückt bekam, da fing er an laut und höhnisch zu lachen. „Ihr spinnt ja, wenn ihr denkt, dass ihr davon reich werden könnt, wenn ihr eure Pelzstück’chen verschenkt. Das widerspricht doch jeder menschlichen Logik. Ihr werdet es schon sehen, wenn der Vorrat im Keller des Rathauses abnimmt.“ Der alte Mann warf das Pelzstück’chen zu Boden, trampelte mit den Füßen darauf herum, bis es durch und durch schmutzig und zerrissen war, und dann verschwand er auf leisen Sohlen, so wie er gekommen war. Die Einheimischen waren sehr erschrocken, als sie seine Worte hörten. „Woher kann er wissen, dass wir Pelzstück’chen im Keller des Rathauses eingelagert haben?“, fragten die Einen. „Das muss ein großer Zauberer sein, den wir erzürnt haben“, sagten die Anderen. „Wir müssen ihm gehorchen!“.
Und just ab dieser Stunde fiel es den Einheimischen immer schwerer ihre Pelzstück’chen wegzugeben. Denn jedes Mal, wenn sie es aus der Hand geben wollten, hatten sie die Stimme des alten Mannes im Kopf, der sie davor warnte, das Pelzstück’chen so mir nichts dir nichts zu verschenken. Und so kam es dann, wie es kommen musste: Der Vorrat im Keller des Rathauses wurde immer weniger und noch weniger. „Der alte Mann hatte Recht!“, riefen sich die Einheimischen zu. Und fortan ward jeder im Dorf darauf erpicht darauf, die Pelzstück’chen nicht nur zu behalten, sondern sie dem anderen „abzuluxen“.
Das war eine schlimme Zeit, die da hereinbrach. Denn plötzlich fingen alle an zu frieren im Dorf und die Menschen mussten ihr Hab und Gut verbrennen, um nicht an der Kälte zu sterben. Da kam der alte Mann zurück ins Dorf. Und wieder lachte er laut und höhnisch. „Ihr seid ein dummes Volk“, sagte er. „Ich habe euch getäuscht und ihr schenktet mir euren Glauben.“ Und hoppla-di-hopp ward er wieder ins Nichts verschwunden.
Da senkten die Menschen im Dorf betrübt ihre Gesichter. Sie schämten sich. Denn jetzt erkannten sie den Betrug. Den Betrug an sich selbst. Doch nun war es zu spät. Denn der Vorrat im Keller des Rathauses war auf Null geschrumpft und die Bewohner des Dorfes hatten ein jeder, wenn überhaupt, nur noch ein einziges letztes Pelzstück’chen im Haus, das natürlich keiner weggeben wollte. Und ein langes Wehklagen im Dorf begann. Das Wehklagen der Menschen war so herzergreifend, dass sogar die Bäume um das Dorf herum zu weinen begannen. Doch noch immer war das Eis nicht gebrochen, noch immer traute sich keiner im Dorf sein letztes Pelzstück’chen wegzugeben.
An dieser Stelle der Geschichte holte Hans Peter Krumm eine Schachtel aus dem Schrank hervor, der hinten an der Wand gegenüber vom Sofa stand. Schweigend mit langsamen Bewegungen öffnete er die Schachtel und holte ein Pelzstück’chen daraus hervor. Es war schwarz und samtweich und versprühte eine wohlige Wärme im Raum. „Mein Großmutter vermachte mir das Pelzstück’chen,“ sagte Hans Peter Krumm, „und heute ist für mich der Tag gekommen, es zu verschenken.“
Da wurden wir geladenen Gäste plötzlich mucksmäuschenstill. „Wem ich das Pelzstück’chen in die Hand gebe, der bekommt ein großes Geschenk überreicht“, sagte Hans Peter Krumm und lächelte. „Er bekommt aber auch eine große Last damit“, sagte er weiter und wurde ernst dabei. „Denn wenn er sich von seinem Pelzstück’chen nicht mehr trennen kann, dann wird sein Leben einsam und schwer.“ Er machte eine kleine merkliche Atempause, bevor er uns dann bat, mit geschlossenen Augen unsere Hand auszustrecken, damit er einem von uns das Pelzstück’chen darauf legen kann.
Na ja, ich schäme mich ja schon fast es auszusprechen, jedenfalls ich spürte plötzlich etwas wohlig warmes auf meiner Handinnenfläche und wie ich dann „verbotenerweise“ durch den Augenschlitz hindurch linste, da sah ich, dass meine Hand die einzige Hand war, die ausgestreckt war. Und ja klar kam das Pelzstück’chen dann auf meiner Hand zum liegen. Noch bevor die anderen die Augen geöffnet hatten, bat uns Hans Peter Kummer die Hand wieder auf den Schoß zu legen und sie zu einer Faust zu schließen, so dass letztlich keiner von uns wissen konnte, bei wem das Pelzstück’chen gelandet war.
Ja, in der Tat, das Pelzstück’chen fühlte sich so weich und so zart an und es machte den Raum im Inneren eines Hause so wohlig warm, dass ich es viele Jahre lang nicht aus der Hand zu geben wagte.
Doch dann erinnerte ich mich der Worte von Hans Peter Kummer, wie er sie so ernst betont hatte, „Denn wenn er sich vom Pelzstück’chen nicht mehr trennen kann, dann wird sein Leben einsam und schwer.“
Und ich gab das Pelzstück’chen traurigen Herzens aber frohen Mutes an einen mir lieben Menschen weiter, dessen Name hier nicht genannt sein will.
Das Pelzstück’chen, ist die Liebe, die IST.
Der Mensch, dessen Name nicht genannt sein will, bist du, der du dieses Buch in der Hand hast und es liest.
Ich danke dir für deine Existenz. Ich danke dir für dein DaSein. Ich danke dir für die Liebe, die du bIST.