Wenn wir sind was wir sind
– das ist die REALITÄT –
Und wenn wir glauben zu sein, was wir nicht sind
– das ist die ILLUSION –
Dann versucht der WESTEN die Illusion zu verschönern
– das ist die Persönlichkeitsentwicklung –
Während man im OSTEN sich als die Realität entdeckt
– das ist die Selbstverwirklichung –
„Der Name, der sich nennen lässt, ist nicht der ewige Name. »Nichtsein« nenne ich den Anfang von Himmel und Erde. »Sein« nenne ich die Mutter der Einzelwesen. Darum führt die Richtung auf das Nichtsein zum Schauen des wunderbaren Wesens, die Richtung auf das Sein zum Schauen der räumlichen Begrenztheiten. Beides ist eins dem Ursprung nach und nur verschieden durch den Namen. In seiner Einheit heißt es das Geheimnis. Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis ist das Tor, durch das alle Wunder hervortreten.“
Was Laotse NichtSein nennt, kann nicht nicht sein. Denn ETWAS kann nicht aus NICHTS entstehen (Gregory Bateson, Geist und Natur). Und BewusstSein ist ETWAS, weil es beobachtet ist.
Wer ist der Beobachter von BewusstSein? Kann der Beobachter von BewusstSein beobachtet werden?
Der Bobachter von BewusstSein ist das NichtSein, das nicht nicht sein kann, weil es beobachtet. NichtSein ist Sein in Nicht-Dualität. NichtSein weiß kein Anderes. BewusstSein ist Sein in Dualität. BewusstSein weiß ein Anderes.
Weil NichtSein kein Anderes weiß, ist das Beobachtete (BewusstSein) vom Beobachter (NichtSein) nicht unterschieden, sprich nicht getrennt. Weil NichtSein kein Anderes weiß, kann es auch nicht von etwas Anderem beobachtet sein. Es kann noch nicht einmal von sich selbst gewusst sein. Darum nennt es Laotse NichtSein. Und doch kann NichtSein nicht nicht sein.
Wenn am Morgen nach dem Aufwachen das BewusstSein zurückkehrt, dann ist das Kommen des BewusstSein beobachtet. Wenn am Abend vor dem Einschlafen das BewusstSein geht, dann ist das Gehen des BewusstSein beobachtet. Das, was das Kommen und Gehen des BewusstSein beobachtet, ist da, bevor das BewusstSein kommt und geht. Wir sind das, was das Kommen und Gehen des BewusstSein beobachtet. Laotse nennt es das NichtSein. Andere nennen es das (absolute) Selbst. Und weil das BewusstSein nicht getrennt vom Beobachter sein kann, sind wir auch das BewusstSein.
Als Metapher gesehen: Wir sind der Ozean im NichtSein und wir sind die Welle im BewusstSein. Die Methapher hinkt natürlich, weil das NichtSein grenzenlos ist. Dennoch gibt die Metapher ein Gefühl von der Zwei, die nicht zwei ist und auch nicht eins werden kann.
Und eigentlich ist es so einfach. Zuerst ist das kleine Ego-Ich in der Macht und lässt uns sehen und haben, was es sehen und haben will. Und das kleine Ego-Ich treibt nicht nur auf materiellem Boden sein Machtspiel. Nein, es (er)findet sich in noch viel größerem Ausmaß in den spirituellen Räumen der für uns unsichtbaren Welten. Doch dann entdecken wir das große Ich-Selbst, das uns sehen und sein lässt, was wir ungeboren und unsterblich sind. Daraus entsteht ein Sehnen nach Ausdehnung. In der Ausdehnung findet ein Machtwechsel statt, vom kleinen Ego-Ich zum großen Ich-Selbst. Das Ich geht dabei nicht verloren. Es dehnt sich nur über das Formhafte hinaus in das Formlose hinein, wo es sich unsterblich in (s)Ich-Selbst verliebt bis es die liebevolle Intelligenz und intelligente Liebe ist, die das NichtSein ist. Das ist der Moment, wo der Eiswürfel voll und ganz geschmolzen d.h. wieder das Wasser ist, das er vordem war. Von da an gibt es keinen Rückfall mehr in das kleine Ego-Ich.
Diese Liebe zu sIch-Selbst ist SelbstLiebe im ursprünglichen Sinn. Diese Liebe zu sIch-Selbst ist HeilSein im ursprünglichen Sinn. Diese Liebe zu sIch-Selbst ist Erleuchtung im ursprünglichen Sinn. Man will uns glauben machen, dass Erleuchtung nur für einige wenige auserwählte spirituell praktizierende Geister ist. Doch das stimmt nicht. Denn das Wasser im Eiswürfel ist das gleiche Wasser von dem einen großen Wasser. Und gleichgültig welche Form und Härte der Eiswürfel angenommen hat, wenn die Zeit der Schmelze beginnt, dann ist das Ende bei allen gleich. Der Mensch ist wieder das, was er ist. Nämlich Wasser aus dem großen Wasser: Sprich BewusstSein aus dem NichtSein, das nicht nicht sein kann.
Wenn es eine SelbstBestimmung gibt in meinem Leben, dann ist es diese: Mit dem UnSinn aufzuräumen, dass Erleuchtung nicht für jedermann ist.

